Umwelt und Verkehr
5.760 Tonnen weniger CO2 und mehr Sicherheit auf den Dortmunder Straßen - EU-Projekt Emissionsfreie Innenstadt zieht Bilanz
Treibhausgase belasten die Innenstädte, leider ist Dortmund da keine Ausnahme. Seit 2019 arbeitete die Stadt dagegen an, u.a. mit dem aus Brüssel geförderten Projekt "Emissionsfreie Innenstadt". Viele Maßnahmen sollen jetzt nach Projektende weitergeführt werden.
Nahezu 5.800 Tonnen weniger CO2 pro Jahr, 1.200 zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der City und den umliegenden Quartieren. 1,2 Kilometer fahrradfreundlicher Radwall um die City. 250 Schilder für "Walking Bus"-Haltestellen im Umfeld von Grundschulen. 13 UmsteiGERN-Botschafter*innen und mehr als 75 Vorbilder für klimafreundliche Mobilität.
Das ist ein Teil der Bilanz, die das EU-Förderprojekt Emissionsfreie Innenstadt nach dreieinhalb Jahren in Dortmund ziehen kann.
Doch die Zahlenangaben lassen sich noch fortführen: 1.000 Teilnehmende an einer digitalen Diskussionsveranstaltung zur fußgänger- und fahrradfreundlichen Umgestaltung des Dortmunder Wallrings. 22 Vorlagen für politische Gremien, 26 Newsletter und über 100 Pressemitteilungen mit mehr als 300 dokumentierten Veröffentlichungen in lokalen, regionalen und überregionalen Medien.
Kampagnen wie "UmsteiGERN" helfen bei der Verkehrswende
"Das Projekt Emissionsfreie Innenstadt hat gezeigt, dass ein Mix aus sehr unterschiedlichen Maßnahmen relevante Wirkungen in verschiedenen Dimensionen hat - auf die Akzeptanz von Klimaschutz im Verkehr, auf die Verkehrsmittelwahl, auf die Treibhausgas-Emissionen und auf die Verkehrssicherheit." Diese Bilanz ziehen das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und die Hochschule Bochum, die das integrierte Maßnahmenkonzept über die gesamte Projektlaufzeit wissenschaftlich begleitet haben.
Weiter heißt es in dieser Bilanz: "In dem Projekt wurde der Maßnahmenmix erfolgreich erprobt. Damit bietet das Projekt eine gute Grundlage für eine Skalierung der Maßnahmen hin zu einer flächenhaften Umsetzung, um zur Verkehrswende und der Erreichung der Klimaziele im Verkehr beizutragen."
Auf dieser Grundlage sollen Projektmaßnahmen fortgeführt werden, nachdem der Durchführungszeitraum zum Ende des Jahres 2022 abgelaufen ist.
umsteigern.de
Weniger Treibhausgas - mehr Verkehrssicherheit
Bei einer Auswertung der Projektmaßnahmen haben 58 Prozent der Bewohner*innen der Innenstadtbezirke und 56 Prozent der Bewohner*innen der Außenstadtbezirke ihr Verkehrsverhalten in den letzten zwei Jahren geändert.
Die Reduktion von Treibhausgasemissionen beziffern die Wissenschaftler*innen auf 5.760 Tonnen CO2 pro Jahr: "Aus den Verhaltensänderungen, die dem Projekt zugeordnet werden konnten, lässt sich eine Reduktion von Treibhausgasemissionen im Umfang von rund 5.760 Tonnen CO2 pro Jahr (5.642,5 Tonnen im Personenverkehr und 117,6 Tonnen im Wirtschaftsverkehr) ableiten. Außerdem steigerten Einzelmaßnahmen die Sicherheit im Straßenverkehr."
In ihrem Endbericht fassen die Wissenschaftler*innen außerdem folgende zentrale Erkenntnisse zusammen:
- Die Kampagne UmsteiGERN und die umgesetzten Maßnahmen wurden durch die Dortmunder Bevölkerung gut wahrgenommen und insgesamt sehr positiv bewertet. Damit hat das Projekt zur Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr in Dortmund beigetragen.
- Maßnahmen, die den Pkw-Verkehr einschränken, werden von Teilen der Bevölkerung befürwortet, während andere Teile skeptisch geblieben sind.
- Im Projektzeitraum ist die Nutzung des Autos zurückgegangen, Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV-Nutzung haben zugenommen.
- Die Wirkungsevaluation hat gezeigt, dass neben anderen Einflüssen wie der Corona-Pandemie oder gestiegenen Kraftstoffpreisen das Projekt Emissionsfreie Innenstadt einen relevanten Anteil am veränderten Mobilitätsverhalten hat.
- Durch Maßnahmen bei der Infrastruktur nahm der Radverkehr zu.
Der Stadtverwaltung Dortmund ist empfohlen worden, das Ziel emissionsfreie Innenstadt weiter anzugehen. Diesen Weg geht die Verwaltung nun: "Die Arbeit mit einem Verkehrswendebüro knüpft direkt an das Projekt Emissionsfreie Innenstadt an", sagt Stefan Thabe, Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes der Stadt Dortmund. "Der Rat der Stadt hat mit dem Beschluss über das Verkehrswendebüro das Zeichen gesetzt, dass die positiven Erfahrungen des agilen Projektmanagements aufgegriffen werden. Gerade die Fahrradstraßen, die große Wirkungen erzielt haben, sollen mit dem Konzept der Velorouten ausgebaut werden."
Darüber hinaus sollen folgende Maßnahmen des EU-Förderprojektes fortgeführt werden:
Fahrradachsen
Die beiden geschaffenen Fahrradachsen haben u.a. den Ausschlag gegeben, neun Velorouten aus den Stadtbezirken in die Innenstadt zu planen. Dieses Radzielnetz ist vom Rat der Stadt Dortmund im Mai 2022 beschlossen worden. Die Velorouten werden aktuell in Abstimmung mit den Bezirksvertretungen überarbeitet, konkretisiert und anschließend dem Rat erneut zur Beschlussfassung vorgelegt. Die beiden geschaffenen Fahrradachsen sind Bestandteil der Veloroute nach Brackel.
Wallring und Achsen für Fußgänger*innen
Auf lange Sicht ist geplant, den Kfz-Verkehr auf dem Wallring neu zu organisieren, um dadurch mehr Raum für Rad- und Fußverkehr, Aufenthalt und Begrünung zu gewinnen. Ziel ist auch die weitere Verbesserung/Verkürzung der Querung des Walls für Fußgänger*innen.
Der Wall soll in drei Stufen umgebaut werden: Zunächst ist eine Fahrstreifenreduzierung auf dem westlichen Abschnitt zwischen Bornstraße und Kleppingstraße vorgesehen. Der Radwall bleibt so zunächst erhalten. In einer zweiten Stufe wird auch auf dem Abschnitt des Ost- und Schwanenwalls ein Fahrstreifen je Richtung reduziert. In der letzten Stufe wird der Wall vor dem Hauptbahnhof nur noch einstreifig pro Richtung geführt, so dass vor dem Hauptbahnhof eine neue Platz- und Eingangssituation zur Innenstadt geschaffen werden kann.
Da für jede Stufe des Umbaus umfassende bauliche Änderungen des gesamten Querschnitts erforderlich sind, soll ab 2024 (abhängig von den personellen Kapazitäten des Tiefbauamtes) eine temporäre Lösung der ersten Stufe erarbeitet werden.
Fahrradparken
Insgesamt wurden über 1.200 Abstellplätze für Fahrräder in der City und den umliegenden Quartieren aus Mitteln des Förderprojektes geschaffen. Für Beschäftigte und Besucher*innen der Innenstadt ist an zentralen Stellen die Einrichtung mehrerer überdachter und zum Teil geschlossener FahrradabstellAnlagen vorgesehen. Geplant sind im ersten Schritt rund 200 Stellplätze an insgesamt sechs Standorten ergänzt um gesicherte Lademöglichkeiten für Pedelecs und Einrichtungen zur Gepäckaufbewahrung. Dazu wurde ein Gestaltungsleitfaden für die Fahrradhäuser in der Innenstadt entwickelt sowie eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die die ersten sechs Standorte beinhaltet.
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