Kunst
Neues Kunsterlebnis in Dortmund - "Phoenix des Lumières" eröffnet im alten Industriedenkmal
Hier wurde jahrelang geschuftet, zuletzt fanden Konzerte statt – nun startet in der ehemaligen Industriehalle auf Phoenix West eine der spannendsten Ausstellungen Dortmunds. Am Samstag, 28. Januar, geht es los mit dem immersiven Kunsterlebnis "Phoenix des Lumières".
Ein "normaler" Museumsbesuch sieht wie folgt aus: In der Regel hängt vieles an Wänden, ruht auf imposanten Sockeln oder liegt in informativen Schaukästen. Doch wer ein anderes, digitales Museumserlebnis, fernab von verstaubten Vitrinen, erfahren möchte, der ist in der Ausstellung "Phoenix des Lumières" genau richtig. Sogar Kunstmuffel kommen hier auf ihre Kosten. Mit rund 500.000 Besucher*innen rechnet der Veranstalter im ersten Jahr.
Für den Tourismus in Dortmund nimmt diese außergewöhnliche Ausstellung eine wichtige Rolle ein. "Menschen aus ganz Deutschland werden hierherkommen", betont Oberbürgermeister Thomas Westphal bei der Premiere der neuen digitalen Kunstausstellung, am 26. Januar. "Phoenix des Lumières wird ein Schritt in die neue kulturelle Zukunft Dortmunds sein. Darauf sind wir jetzt schon stolz."
Viel wurde vom französischen Unternehmen
"Phoenix des Lumières": Eröffnung mit Kunst von Klimt und Hundertwasser
Die Ausstellung "Phoenix des Lumières" ist zweiteilig konzipiert und widmet sich dem Werk zweier bedeutender Künstler der Wiener Kunstszene des 19. Jahrhunderts: Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser. Klimts romantisch-mystischen Werke sind weltberühmt und beliebt. Vorrangig malte er mit Blattgold und weiteren dekorativen Elementen – dementsprechend spielen Glitzer und Schimmer eine große Rolle.
Hundertwasser war hauptsächlich Maler – die meisten kennen wahrscheinlich eher seine geschwungenen und verspielten Architekturen - von denen es sogar eine in Dortmund gibt. Bei ihm standen Farben und Formen im Vordergrund. Darüber hinaus wird zusätzlich eine digitale Ausstellung namens "Journey" gezeigt, die den Weg der Photonen - Elementarteilchen des Lichts - durch alle Schichten des Auges bis hin zu den Nervenzellen zeigt.
In die Kunst eintauchen
Die Schau geht los, das Licht in der 5.600 Quadratmeter großen Halle erlischt. Musik dröhnt aus den Lautsprechern, unzählige Projektoren hauchen nicht nur den 12 Meter hohen Wänden, sondern auch dem Boden, Leben ein. Es schimmert, glitzert, funkelt. Fast schwindelig wird einem, wenn man durch die erleuchtete Halle schreitet, dabei immer wieder neue sich bewegende Motive erhascht und Raum und Zeit vergisst.
Immersives Kunsterlebnis berauscht die Sinne
Die Projektionen nehmen keinen Halt vor den Gästen, tauchen sie in Farbe und geben so den Eindruck, selbst Teil des Kunstwerks zu sein. Solch ein Kunsterlebnis nennt man "immersiv". Das heißt: Die Betrachter*innen tauchen in das Kunstwerk mit allen Sinnen ein.
Historie der Gebläsehalle ebenfalls Bestandteil der Ausstellung
Die Halle, die nun als Ausstellungsfläche dient, wurde 1905 zunächst als Gasgebläsehalle für die Hochöfen des Stahlwerks errichtet. 2002 wurde das Gebäudeensemble "Phoenix-West" in die Liste der Dortmunder Denkmäler aufgenommen, womit auch die Halle unter Denkmalschutz steht.
Im Jahr 2003 erfolgte eine Sanierung, um sie in eine Ausstellungs- und Veranstaltungshalle zu wandeln. Seitdem hat sie verschiedenste Nutzungen erfahren: als Ausstellungsort für Medienkunst, als Eventlocation, Konzerthalle und Musikclub. Auch unter verschiedenen Namen war die Halle bekannt: Phoenixhalle, Warsteiner Music Halle – und jetzt "Phoenix des Lumières".
"Die Mission von Culturespaces ist es, außergewöhnliche Kunst an außergewöhnlichen Orten zu zeigen. Nach Paris, Amsterdam und New York jetzt auch in Dortmund", so Bruno Monnier, Präsident und Gründer von Culturespaces. Doch warum gerade die ehemalige Phoenixhalle? "Wir suchen immer nach interessanten Orten und interessanten Architekturen. Vor allem im Ruhrgebiet haben wir einen entsprechenden Ort gesucht – und hier in Dortmund gefunden. Dortmund ist ein ehemaliger Industriestandort, der sich zum Ende der Stahl- und Kohlezeit neuerfinden musste. Kunst und Kultur spielen dabei eine große Rolle – daher hatten wir den Eindruck, dass ein Standort hier sehr gut passt“, erklärt Monnier.
Um der Geschichte des Geländes und der Halle Raum zu geben, gibt es zum einen auf der Webseite eine interaktiven Zeitstrahl, der die Entwicklung des Ortes zeigt. Auch ein Kabinett am Rande der Ausstellung lädt ein, um mehr über den geschichtsträchtigen Ort zu erfahren. Zum anderen verweisen einige architektonische Elemente, die nachträglich installiert wurden, auf die historische Bedeutung. So zum Beispiel die Kühltürme und Schächte, die jeweils an den Längsseiten der Halle stehen. Sie stehen jetzt sinnbildlich für den Strukturwandel der Stadt Dortmund. Nicht zuletzt entwickelt sich die Stadt und die Region immer mehr zum wichtigen Kulturstandort - mit der Ausstellung "Phoenix des Lumières" erhält sie glücklicherweise in diese Richtung einen besonderen Schub.
Text: Tanita Groß