Newsroom

Gesundheit & Soziales

Drogenkonsumraum Küpferstraße? Fünf Fragen an ein sensibles Thema

Diskussionsthema Drogenkonsumraum. Nach neunmonatiger Sondierung und Prüfung von über 100 Objekten hat die Stadtverwaltung in der vergangenen Woche ein Gebäude in der Küpferstraße als neuen großen Drogenkonsumraum vorgeschlagen. Hintergrund: Der aktuelle Drogenkonsumraum an der Martinstraße ist ein Erfolgsmodell, aber an seinem Standort mitten in der City inzwischen überlastet.

Robert Litschke, Leiter kommunales Lagezentrum, in der Küpferstraße
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister
Robert Litschke, Leiter kommunales Lagezentrum, in der Küpferstraße: „Ein Konsumraum muss gut erreichbar sein, sonst kommt keiner."
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister

In dem städtischen Gebäude in der Küpferstraße 3 sind aktuell die städtische Poststelle und Teile des Stadtarchivs untergebracht. Es erfüllt laut Stadtverwaltung alle wichtigen Anforderungen. Dennoch gibt es gegen den möglichen Standort Vorbehalte bis hin zur Ablehnung. Fünf Fragen, fünf Antworten zu diesem sensiblen Thema.

Muss der Drogenkonsumraum in City-Nähe liegen?

Robert Litschke, Leiter kommunales Lagezentrum: „Wir sind im intensiven Austausch mit Städten, die ebenfalls mit einer Drogenkonsum-Problematik konfrontiert sind. Die Erfahrung zeigt durchweg: Ein Konsumraum muss gut erreichbar sein, sonst kommt keiner. Damit laufen auch potenzielle Hilfeangebote ins Leere. Man muss wissen: Viele Drogenkranke haben einen festen Wohnsitz, oft in Dortmunder Vororten. Zentrale Lage ist ein wichtiges Kriterium für die Nutzung.“ Selbstverständlich wurden Suchthilfe-Experten bei der Suche nach einem neuen Standort zu Rate gezogen. Auch sie sprechen sich für die Küpferstraße aus.

Ist die Küpferstraße ein geeigneter Standort?

Die Küpferstraße ist ein wenig genutzter Verkehrsweg, der die Märkische Straße mit der Löwenstraße verbindet. Durch die bauliche Abtrennung der Küpferstraße zur Löwenstraße entstünde eine ausreichend große und dem Einblick der Öffentlichkeit weitgehend entzogene Freifläche direkt vor dem Gebäude. Ein Raum, der in dieser Größe zurzeit in der Martinstraße nicht vorhanden ist. Folge: Die Drogenkranken weichen aus und verteilen sich in der gesamten City. Ein Ziel des Drogenkonsumraums ist jedoch, die Menschen in oder an der Einrichtung zu halten.

Wie reagiert die Stadt auf Befürchtungen von Eltern, Schüler*innen und Schulleitungen der drei anliegenden Schulen, die sich aus der Nähe zur Küpferstraße ergeben?

Zu- und Abgangswege lassen sich so regulieren, dass Kontakte zwischen Schüler*innen und auch Anwohner*innen mit Drogensüchtigen weitgehend vermieden werden. Sicht-Achsen zwischen Anwohner-Gebäuden und der Freifläche Küpferstraße gibt es kaum. Die Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums könnten so angepasst werden, dass Schüler*innen mit den Drogenkranken nicht in Kontakt kommen. „Die Sicherheit der Schüler*innen sowie die Akzeptanz und Funktionsfähigkeit der Einrichtung stehen im Fokus“, sagt Oberbürgermeister Thomas Westphal deutlich.

Erfüllt das Gebäude die baulichen und praktischen Voraussetzungen?

Die empfohlenen Räumlichkeiten in der Küpferstaße 3 haben ähnlich wie der aktuelle Standort eine Fläche von rund 800 qm. Der Vorteil: Sie lassen sich nach den Erfordernissen des Drogenkonsumraumes baulich flexibel gestalten. Neben den eigentlichen Konsumräumen sind Büros und Versorgungsräume für die medizinischen und sozialen Helfer unterzubringen. Weiterer Vorteil: Das Gebäude gehört bereits der Stadt. Das ist einerseits ein wegfallender Kostenfaktor. Andererseits, so Robert Litschke, seien Mietflächen auf dem freien Immobilienmarkt aufgrund der Vorbehalte der Vermieter für diesen Nutzungszweck gar nicht zu bekommen.

Ist die Küferstraße besser geeignet als die Martinstraße?

Ein großes Plus des geplanten Standortes ist eine vereinfachte Begleitung und Kontrolle durch die Ordnungskräfte. Robert Litschke: „In der aktuellen Situation in der Martinstraße entsteht durch viele Abgangswege oft ein Katz-und-Maus-Spiel.“ Litschke betont, die Zahl der Ordnungskräfte werde am neuen Standort nicht reduziert, das Umfeldmanagement, inklusive Ahndung von Fehlverhalten, allein durch die Wegeführung deutlich erleichtert.

Braucht Dortmund überhaupt einen Drogenkonsumraum?

„Diese Frage lässt sich relativ einfach beantworten, wenn man über den großen Teich und auf manche amerikanischen Städte ohne so ein Angebot schaut“, so Robert Litschke. „Wir wissen, dass es suchtkranke Menschen bei uns gibt. Die Sucht verschwindet nicht, wenn es keine Drogenkonsum-Einrichtung gibt. Mit dem Drogenkonsumraum möchten wir Süchtigen in ihrer Lebenssituation helfen - durch den legalen Konsum illegaler Drogen, aber auch durch viele andere soziale Angebote, mit denen wir sie dort erreichen können. Gleichzeitig möchten wir die City entlasten.“ Die Streichung eines Drogenkonsumraumes hätte laut Litschke folgende Perspektive: „Dieselben drogenkranken Menschen halten sich in der Stadt auf, und zwar überall im öffentlichen Raum. Ihre Situation kann sich in keiner Weise verbessern. City-Besucher würden häufiger Kontakt mit drogenkranken Menschen haben. Das beeinträchtigt das Sicherheitsempfinden und das subjektive Wohlfühlen in der Stadt.“

Der Rat der Stadt wird sich im Dezember mit dem Vorschlag befassen.

Hilfe für Drogenkranke und Entlastung für die City: Stadt schlägt neue Standorte für Konsumräume vor

Sicherheit & Ordnung

Weitere Nachrichten

Mehr Nachrichten
zur Nachricht Rat entscheidet über Doppelhaushalt, Drogenkonsumraum, Frauen-Nacht-Taxis und Nordbad Rat entscheidet über Doppelhaushalt, Drogenkonsumraum, Frauen-Nacht-Taxis und Nordbad Fr 6. Dezember 2024
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal bei einer Ratssitzung im November.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Aus Ramponiert mach Repariert: Erste Bilanz der Straßenoffensive Aus Ramponiert mach Repariert: Erste Bilanz der Straßenoffensive Mi 4. Dezember 2024
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Kita-Preis für kreative Köpfe: Bündnis Dortmunder Nordstadt lässt Kinder über sich hinauswachsen Kita-Preis für kreative Köpfe: Bündnis Dortmunder Nordstadt lässt Kinder über sich hinauswachsen Di 3. Dezember 2024
Ein Junge und zwei Mädchen mit Gesichtsbemalung schauen in die Kamera
Bild: DKJS / Jakob Erlenmeyer und Nikolaus Götz
zur Nachricht Ein Blindgänger im Westfalenpark wird entschärft – Zivilbevölkerung und B1 nicht betroffen Ein Blindgänger im Westfalenpark wird entschärft – Zivilbevölkerung und B1 nicht betroffen Di 3. Dezember 2024
Innenstadt-Ost
Ein entschäfter Bombenfund liegt aufgegraben auf einer Palette
Bild: Stadt Dortmund / Mario Niedzialkowski
zur Nachricht Stadt saniert drei Häuser am Nordmarkt: Von der Ekel-Ecke zur Erfolgsgeschichte Stadt saniert drei Häuser am Nordmarkt: Von der Ekel-Ecke zur Erfolgsgeschichte Do 28. November 2024
Die Projekt-Beteiligten an der Sanierung der Problem-Immobilien
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Blindgänger im Bereich Buschmühle gefunden - Entschärfungen folgen noch heute Blindgänger im Bereich Buschmühle gefunden - Entschärfungen folgen noch heute Do 28. November 2024
Innenstadt-Ost
Ein entschäfter Bombenfund liegt aufgegraben auf einer Palette
Bild: Stadt Dortmund / Mario Niedzialkowski
zur Nachricht Dortmunds Weihnachtsbaum-Zwilling in 3D: Magische Projektion am Hauptbahnhof Dortmunds Weihnachtsbaum-Zwilling in 3D: Magische Projektion am Hauptbahnhof Di 26. November 2024
Bild: Dennis Glomm
zur Nachricht Weihnachtsbaum erstrahlt – das Spektakel auf dem Hansaplatz Weihnachtsbaum erstrahlt – das Spektakel auf dem Hansaplatz Mo 25. November 2024
Blick von oben auf den Hansaplatz mit beleuchtetem Weihnachtsbaum 2024
Bild: Stadt Dortmund / Stephan Schütze
zur Nachricht Ausgezeichnet: „Fin de Partie“ der Oper Dortmund erhält Theaterpreis DER FAUST Ausgezeichnet: „Fin de Partie“ der Oper Dortmund erhält Theaterpreis DER FAUST Fr 22. November 2024
Regisseur Ingo Kerkhof.
zur Nachricht Letzte Ruhe mitten in der Natur: Dortmunds besondere Grabstellen Letzte Ruhe mitten in der Natur: Dortmunds besondere Grabstellen Fr 22. November 2024
Frau zündet Kerze am Obstbaumgrab in Kemminghausen an.
Bild: Stadt Dortmund / Kira Hibbeln
zur Nachricht Dortmunds Wirtschaftsfaktor Eisenbahn: Da ist Zug drin Dortmunds Wirtschaftsfaktor Eisenbahn: Da ist Zug drin Do 21. November 2024
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister
zur Nachricht Hilfe für Drogenkranke und Entlastung für die City: Stadt schlägt neue Standorte für Konsumräume vor Hilfe für Drogenkranke und Entlastung für die City: Stadt schlägt neue Standorte für Konsumräume vor Mi 20. November 2024
Bild: Stadt Dortmund / Martin Baumeister
zur Nachricht Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen: Dortmund setzt starkes Zeichen Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen: Dortmund setzt starkes Zeichen Do 21. November 2024
Zu sehen sind links Eva Lindemann (Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund) und die Boxerin Christina Hammer.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Partnerstadt Kumasi: Dortmunder Antrittsbesuch bei den Ashanti Partnerstadt Kumasi: Dortmunder Antrittsbesuch bei den Ashanti Di 19. November 2024
Bild: Stadt Dortmund / Maximilian Löchter
zur Nachricht Beim spektakulären Brückenaushub lief alles wie am Schnürchen Beim spektakulären Brückenaushub lief alles wie am Schnürchen Di 19. November 2024
Eine Brücke über die B1 wird mit einem Kran angehoben, im Vordergrund steht ein Arbeiter
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki