Front des Rathauses mit Post-it-Männchen hinter der Scheibe

Offenes Rathaus Dortmund

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Stefanie Kleemann

DiverseCity 2015

Erfolg durch Vielfalt

Am 21. Mai folgten über 170 Gäste der Einladung zum DiverseCity-Kongress ins Dortmunder Rathaus. Der Kongress stand unter dem Leitsatz „Pluspunkt Vielfalt“. Als „Regionale Highlight-Veranstaltung“ war sie offiziell eingebettet in den 3. Deutschen Diversity Tag des Vereins Charta der Vielfalt.

In Zeiten von Globalisierung, demografischem Wandel, Fachkräftebedarf und Zuwanderung kommen neue Anforderungen auf Wirtschaft und Verwaltung zu. Es heißt Vielfalt – Diversity – als Chance für den Arbeitsmarkt zu begreifen und Ressourcen zu nutzen. Gelungenes Diversity-Management bringt Beschäftigten mit all ihren Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten Wertschätzung entgegen, um zusammen an der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Verwaltung zu arbeiten.

Bilderstrecke: DiverseCity Dortmund 2015

Pluspunkt Vielfalt

Kreidelogo auf dem Boden mit Menschengruppe dahinter 18 Bilder
DiverseCity 2015: Pluspunkt Vielfalt
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Stefanie Kleemann

Preisgekrönte Veranstaltung

Seit 2012 findet jährlich der DiverseCity-Kongress statt. Susanne Hildebrandt, Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule, Transidente der Stadt Dortmund, organisiert die Veranstaltung in Kooperation mit den Wirtschaftsweibern e.°V. und dem Völklinger Kreis e.V.

Zum vierten Mal führen wir unsere preisgekrönte "DiverseCity“ Veranstaltung durch.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft. Übrigens ist die Veranstaltung preisgekrönt: Im Herbst 2014 erhielt die Stadt für ihr Diversity-Engagement den renommierten Max-Spohr-Diversity-Preis des Völklinger Kreises. Die bisherigen Preisträger sind Wirtschaftsgrößen wie IBM, SAP, die Deutsche Telekom und die Commerzbank.

In seiner Begrüßung betonte Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Dortmund sei eine vielfältige Stadt und deshalb sei der Kongress im Herzen der Bürgerschaft genau am richtigen Ort: „Eine Vielzahl von Studien belegen, dass gemischte Teams mit unterschiedlichen Hintergründen erfolgreicher arbeiten. Die Menschen in diesen Teams bereichern sich durch unterschiedliche Blickwinkel gegenseitig.“

Zukunftsträchtiges Thema

Diversity sei längst kein Nischenthema mehr, so der Oberbürgermeister: „Wir kommen an dem Thema nicht mehr vorbei. Die gesellschaftliche Realität spricht für sich und alle, die sich davor verschließen, werden von der Entwicklung abgehängt.“ Dortmund sei eine vielfältige und bunte Stadt und eben diese Vielfalt bilde sich in der Verwaltung ab.

Als Arbeitgeberin Stadtverwaltung Dortmund stünden für diese die Gemeinsamkeiten der Beschäftigten im Fokus. „Es ist wichtig, sich auf Ressourcen und nicht auf die Defizite zu konzentrieren“, erklärte Sierau, denn nur so stärke das die Innovationskraft eines Unternehmens bzw. einer Verwaltung. Zum Abschluss seiner Begrüßung äußerte er den Wunsch, dass durch den Kongress das Thema Diversity weitere Kreise durch Unternehmen und Verwaltungen zöge.

DiverseCity ist die Champions League der Diversity-Veranstaltungen und läuft in keiner deutschen Stadt so lange wie hier in Dortmund!

Torsten Beyme-Wittenbecher, Vorstand Völklinger Kreis

Torsten Beyme-Wittenbecher, Vorstand Völklinger Kreis, betonte die Bedeutung des Kongresses: „Schon wieder Dortmund? Das ist gut! DiverseCity ist die Champions League der Diversity-Veranstaltungen und läuft in keiner deutschen Stadt so lange wie hier in Dortmund!“ Beim Kongress gehe es darum, Klischees aufzubrechen und neue Wege zu erschließen: „Wir alle üben Minderheiten mitzudenken. Und bei Wissenslücken müssen wir einfach mal nachfragen.“ Letztlich tue das offen leben allen gut.

Im Anschluss hielt Julia Tzanakakis, Leiterin Personal und Organisation Ernst & Young, ihren Impulsvortrag „Diversity – Vorteile und Vorurteile im Umgang mit Vielfalt“. Die Arbeitswelt sei im Wandel und dieser gestalte sich als Herausforderung für Unternehmen wie Verwaltung. Tzanakakis nahm die Angst vor dem Neuen: „Diversity-Management ist eine Strategie, um auf Vielfalt eine Antwort zu finden, die letztlich hilft, verschiedene kulturelle Hintergründe und Werte, sexuelle Orientierungen, demografischen Wandel zu nutzen.“

Diversity sei mehr als „Alles so schön bunt hier“. Es gehe um Vielfalt, die zu unternehmerischer und menschlicher Entwicklung und Innovation beitrüge. Allerdings machte die Personalleiterin auch aufmerksam auf die erforderliche Lernbereitschaft von Führungskräften: „Heterogene Gruppen sind viel herausfordernder zu führen, als homogene Gruppen.“ In diesem Sinne sei Diversity auch kein abzuarbeitendes Projekt, sondern ein kultureller und struktureller Wandel, der eine echte Verhaltensänderung bei allen erfordere.

Unterzeichnung Charta der Vielfalt

Erfreulicher Weise verpflichten sich immer mehr Unternehmen, Institutionen und Einrichtungen selbst durch eine Unterschrift unter die Charta der Vielfalt den Diversity-Weg zu gehen. Über 2.000 Institutionen und Unternehmen haben bisher unterschrieben. Die Stadt Dortmund ist seit 2008 dabei. Ziele der Charta sind u.°a. die Vielfalt in den Unternehmenskulturen voranzubringen, das Umsetzen und Fördern von Diversity-Management sowie die Entwicklung einer vielfältigen und offenen Organisationskultur.

Udo Mager unterzeichnet Charta der Vielfalt

Flughafen-Chef Udo Mager unterzeichnet auf der Charta der Vielfalt
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Dieser Charta schlossen sich mit einer Unterschrift Vertretende verschiedener Einrichtungen auch auf diesem Kongress an. Aletta von Hardenberg, Geschäftsführerin Charta der Vielfalt, begrüßte an diesem Tag vier Neue im Kreise der Charta-Unterzeichner. Dabei waren diesmal der Airport Dortmund (vertreten durch Udo Mager), TRD Reisen (Anja Fischer) und Diagramm-Halbach (Detlef Mücke).

Während für Udo Mager im Vordergrund stand, mit der Unterschrift bewusst damit anzufangen die Inhalte der Charta und zu leben und mit ihnen zu arbeiten, war für Anja Fischer wichtig, Werbung zu manchen gegen spießige Intoleranz. Detlef Mücke betonte, dass in seinem Unternehmen die Vielfalt von Beschäftigten und Kunden sehr geschätzt werde und er deshalb nun die Unterschrift leiste.

Personalberaterin Svenja Dederichs hatte bereits im Vorfeld Kontakt zur Charta der Vielfalt aufgenommen, weil sie unterzeichnen wollte und entschloss sich spontan auf dem Kongress, die Charta zu unterschrieben. Ihre Anlass: Sie sei zwar eine „1-Frau-Unternehmerin“, wolle aber Beschäftigte für Unternehmen im Geiste der Vielfalt vermitteln.

Lebhafte Diskussionen

Das Podiumsgespräch„Pluspunkt Vielfalt“ leitete ein kurzer Film über den Wirtschaftswissenschaftsstudenten Janis McDavid ein. Er kam ohne Arme und Beine zur Welt. Im Film – wie auch später im Gespräch, betonte er, dass ihm wichtig sei, so selbstbestimmt wie möglich zu leben und zu arbeiten. Das sei mit einigen wenigen technischen Hilfsmaßnahmen möglich. Im Moment absolviert der Bochumer ein Praktikum in Berlin bei IBM. Im Einstellungsgespräch wurde er dort nach seinen Qualifikationen befragt. Keine Selbstverständlichkeit. In einem anderen Unternehmen hörte er nur Fragen nach seiner Beeinträchtigung.

Das diskussionsfreudige Plenum traf außerdem auf weitere hochkarätige Gäste mit Aletta Gräfin von Hardenberg (Charta der Vielfalt), Wolfgang Jokusch (Trainer für Diversity Management), eben auch Janis McDavid (Student und Motivationsredner der anderen Art), Jens Schadendorf (Publizist und Buch-Autor) sowie ein weiteres Mal Julia Tzanakakis (Ernst & Young). Moderatorin Christiane Poertgen befragte nach dem Film McDavid zu seinem Wunsch bei einem Erstkontakt mit anderen: „Ich wünsche mir einen normalen Umgang miteinander und im Zweifel fragt man am besten, bevor es unangenehm wird.“

Aletta Gräfin von Hardenberg, sie erzählte, dass sich von der kleinen Apotheke nebenan bis zu Global Playern wie der Deutschen Bank der Charta schon angeschlossen hätten, plädierte: „Diversity muss von den Menschen gewollt und in der Kultur verankert werden.“ Poertgens Fragen nach Kennzahlen zu Diversity nahm das Podium eher skeptisch auf. Schadendorf störte die Konzentration auf die Ökonomie bei der Vielfalt-Diskussion und forderte dazu auf, sich wieder vielmehr dem Ursprungsgedanken des social case anzunähern.

Er führte weiter aus: „Manchmal braucht es nur einen Impuls, nicht das volle Programm, weil Vielfalt schon gelebt wird und Beschäftigte wie Führungskräfte schon darüber gesprochen haben. Dann ist Vielfalt kein Thema mehr, weil es in der Kultur schon verankert ist.“ Jokusch erklärte: „Egal, warum ein Unternehmen Diversity-Management betreibt. Hauptsache das Unternehmen meint es ehrlich.“ Tzanakakis ergänzte: „Die ökonomische Motivation kann genauso ein großer Ansporn sein wie die soziale oder persönliche. Die Motivation ist letztlich genauso vielfältig wie Diversity selbst.“

Sprachsensibilität und Dialogbereitschaft

Das Thema, welches die Gäste im Plenum jedoch besonders bewegte, war das des korrekten Sprachgebrauchs. Immer wieder kamen Fragen und Statements zum Für und Wider z. B. geschlechtsneutraler Sprache, bei dem auch bei den Expertinnen und Experten auf dem Podium die Meinungen weit auseinander gingen. Dort, wo jemand Redewendungen oder Worte noch als Humor verstand, empfanden anderen diese als unsensibel oder gar als Schimpfworte. Einig war man sich, dass hinsichtlich Diversity in Wirtschaft und Gesellschaft noch ein langer Weg zu gehen ist und dieser durch Dialogbereitschaft aller bereitet wird.

Janis McDavid und Jens Schadendorf mit Scheck

Autor Jens Schadendorf (rechts) übergibt Janis McDavid einen Scheck über 1.000 Euro für das Jugendnetzwerk Lambda e. V.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Stefanie Kleemann

Am Ende war die Diskussion so lebhaft, dass die Zeit nicht reichte, um viele weitere Aspekte von – gelebter – Diversity zu erörtern. Zum Abschluss der Diskussionsrunde überreichte Schadendorf einen Spende über 1.000 Euro an Janis McDavid für seine ehrenamtliches Engagement im Jugendnetzwerk LAMBDA, das die Interessen junger Lesben, Schwuler, Bisexueller und Trans* vertritt.

Netzwerkeln

Den Kongress rundeten die 17 Thementische „20plus“ ab, die den Gästen Begegnungen und Networking ermöglichten. Bei entspannter Atmosphäre und einem kleinen Imbiss tauschten sie sich aus über

  • Dialoge, Slams und Gespräche zur Diversität
  • Anonyme Bewerbung
  • LGBT* Jugendliche und offene Jugendarbeit
  • Vielfalt von Lebensformen in Schule und Familie
  • Barriere im Kopf und auch sonst
  • Studieren mit Beeinträchtigungen an inklusiven Hochschulen
  • Demografischer Wandel
  • Generation Y
  • Was Frauen wollen
  • Interkulturelle Kompetenz
  • Out im Office
  • Best Practise: Vielfaltsgedanken in der Fläche
  • Religiöse Vielfalt im beruflichen Kontext
  • Willkommenskultur in kleinen und mittleren Unternehmen
  • Gemischtgeschlechtliche Teams auf Fach- und Führungsebenen
  • Unconscious bias – unbewusste Vorurteile
  • Nachwuchskräfte mit Zuwanderungsgeschichte

Hauptkoordinatorin Susanne Hildebrandt zog ein rundum positives Fazit:

"Der 4. DiverseCity Kongress war ein voller Erfolg! Bereits bei der Vorbereitung war spürbar, dass DiverseCity mittlerweile von ganz vielen mitgedacht wird.

Ich konnte nach Herzenslust netzwerken!

eine Teilnehmerin

Ich hatte großartige Unterstützung von vielen kreativen Köpfen mit den unterschiedlichsten Backgrounds. Genauso so war auch die Veranstaltung, eine tolle und interessante Mischung aus Vorträgen, (Podiums-) Diskussionen und bei der Begegnungsrunde 20plus tatsächliche Begegnung, Vernetzung und Austausch. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: ‚Ich konnte nach Herzenslust netzwerken!’ Das Publikum war selber ein Spiegel der Diversity-Dimensionen. So kam es zu spannenden Begegnungen."

In bewährt charmanter und kompetenter Weise moderierte Gerd Kirchhoff (Völklinger Kreis) durch den Tag. Im Rahmen des Kongresses zeigte das Deutsche Studentenwerk in einer Ausstellung im Rathaus ihren 28. Plakatwettbewerb „Diversity? Ja bitte!“

Gaye Suse Kromer

DiverseCity Dortmund