Newsroom

Suchthilfe

Dortmund startet neue Behandlung für schwerst abhängige Menschen: Diamorphin statt Methadon

Am 23. April hat Dortmund eine neue Therapie begonnen: dann bekam hier zum ersten Mal ein schwerst opiatabhängiger Mensch Diamorphin. Diamorphin ist pharmazeutisch hergestelltes Heroin – anders als Straßenheroin ist es sauber und konzentriert. Die neue Praxis, in der das Substitut verabreicht wird, bietet schwerst abhängigen Menschen eine wichtige Hilfe.

Die Substitution – das bezeichnet die Einnahme eines Ersatzstoffes – mit Diamorphin kann in Einzelfällen eine wirksamere Behandlungsform sein als die Substitution mit Methadon. Viele individuelle Faktoren spielen hier eine Rolle.

Diamorphin hilft oft besser als Methadon

Sechs Personen stehen für das Foto in einer Reihe und stellen die neue Diamorphin-Ambulanz vor.
Bild: Stadt Dortmund / Leopold Achilles
Stellten die neue Diamorphin-Ambulanz bei einem Pressetermin Ende Juni vor (vlnr.): Michael Gierse, Heike Rauser-Boldt, Sven Scharfe, Sandra Heinsch, Holger Keßling und Thomas Fadgyas.
Bild: Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Menschen, die Diamorphin bekommen, werden medizinisch und psychisch stabiler. Darum will Dortmund diese Behandlung anbieten.

„Diamorphin ist pharmazeutisch hergestelltes Heroin, das sich vom Straßenheroin dadurch unterscheidet, dass es hochkonzentriert in Reinform vorliegt“, erklärt Heike Rauser-Boldt, Ärztliche Leiterin des Medizinisch Sozialen Zentrums, der MSZ-MVZ Diamorphin-Dortmund gGmbH.

„Studien zeigen“, so Rauser-Boldt weiter, „dass die Diamorphinbehandlung gegenüber der üblichen Methadonbehandlung hinsichtlich der medizinischen und psychischen Stabilisierung für einen Teil der Patient*innen deutliche Vorteile aufweisen kann.“

Heroin, Methadon und Diamorphin

Heroin ist ein halbsynthetischer Stoff und gehört zu den illegalen Drogen mit extrem hohem Suchtpotenzial. Bei der Substitutionstherapie (grob gesagt der Einsatz von Drogenersatzstoffen in Verbindung mit Psycho- und Soziotherapie) wird häufig Methadon verwendet – ein künstlich hergestelltes Opioid. Diamorphin wiederum ist pharmazeutisch hergestelltes Heroin, das unter bestimmten Voraussetzungen Vorteile gegenüber Methadon hat.

Mehr Informationen finden Sie zum Beispiel auf der Seite des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen unter „Substitutionstherapie – Wege zurück ins Leben“.

Neue Praxis für Diamorphin-Behandlung

Tische, Stühle und eine Liege in der Diamorphin-Ambulanz in Dortmund
Bild: Stadt Dortmund / Leopold Achilles
Unter kontrollierten, hygienischen Bedingungen wird in der neuen Ambulanz Diamorphin als Substitut verabreicht.
Bild: Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Aufgrund der Vorteile, die Diamorphin unter bestimmten Voraussetzungen haben kann, hat der Rat der Stadt Dortmund das Gesundheitsamt in seiner Dezember-Sitzung 2022 mit der Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) zur diamorphingestützten Behandlung in der Rechtsform einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) beauftragt.

Diese hat am 1. Dezember 2024 die Zulassung von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVWL) mit einem Kassensitz erhalten. Die neue Praxis, die MSZ-MVZ Diamorphin-Dortmund gGmbH – MSZ steht für Medizinisch Soziales Zentrum, MVZ für Medizinisches Versorgungszentrum – in der Westhoffstraße 8-12 hilft Menschen, die sonst kaum Chancen haben.

Die Stadt Dortmund bietet nun eine wichtige Hilfe für schwerst abhängige Menschen an. So verbessert sich deren medizinische Versorgung. Die hausärztliche Versorgung in der Ambulanz in der Westhoffstraße startete am 17. Februar 2025.

Sicherheit und Kontrolle

Diamorphin wird nur unter Kontrolle in der Praxis gegeben. Vier Ärzt*innen und zehn medizinische Fachkräfte kümmern sich um die Patient*innen. Die Medikamente gibt es bis zu drei Mal am Tag. Das passiert an sieben Tagen in der Woche.

Strenge Voraussetzungen: Behandlung nur für bestimmte Patient*innen

Die Behandlung schwerstabhängiger Menschen ist an strenge Voraussetzungen in Bezug auf das Alter, die Dauer der Abhängigkeit und bisherige Therapieversuche geknüpft.

„Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Suchthilfesystems gehen wir davon aus, dass die strengen Kriterien eine diamorphingestützte Behandlung für zirka 50 bis 70 Schwerstabhängige ermöglichen. Die Erlaubniserteilung für die Vergabe von Diamorphin ist durch die Bezirksregierung auf 80 Behandlungsplätze begrenzt und deckt damit den voraussichtlichen Bedarf für Dortmund“, ordnet der Leiter des Gesundheitsamtes Holger Keßling ein.

Sandra Heinsch, die Suchtkoordinatorin des Gesundheitsamtes, ergänzt: „Ich bin froh, dass wir in Dortmund für diese besonders vulnerable Zielgruppe von schwerstabhängigen Menschen fortan diesen bislang fehlenden Baustein im insgesamt sehr gut ausgebauten Suchthilfesystem anbieten können.“

Rechtsform gemeinnützige GmbH

Bei der MSZ-MVZ Diamorphin-Dortmund gGmbH handelt es sich um eine gemeinnützige Gesellschaft, an der die Stadt Dortmund als Gesellschafterin beteiligt ist. Weitere Gesellschafter sind die Mediziner Dr. Andreas Bellmunt und Dr. Thomas Fadgyas. Die Einrichtung ist eine hausärztliche Praxis mit suchtmedizinischer Ausrichtung, die zusätzlich zur Behandlung schwerst opiatabhängiger Menschen mit Diamorphin berechtigt ist.

Sven Scharfe von der Stabstelle Kommunalwirtschaft der Stadt Dortmund erläutert die gesellschaftsrechtliche Konstruktion der Ambulanz: „Durch die Wahl der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH ist sichergestellt, dass das Portfolio der Praxis unter strenger Berücksichtigung der medizinischen Aufnahmekriterien zielgerichtet angeboten werden kann.“

Gute Zusammenarbeit in der Suchthilfe

Viele Helfer*innen aus der Drogenhilfe arbeiten zusammen. Sie sorgen dafür, dass die richtigen Menschen die Behandlung bekommen. Die neue Therapie ergänzt die anderen Hilfen in Dortmund.

Grundvoraussetzung für die Diamorphinsubstitution ist die leitliniengerechte – und damit sowohl fachlich angemessene als auch gesetzeskonforme - suchtspezifische Indikationsstellung unabhängig von wirtschaftlichen Interessen. Die Zuführung geeigneter Patient*innen erfolgt unter enger Beteiligung des Suchthilfesystems.

„Durch den Konsens innerhalb der Dortmunder Drogenhilfe und der hervorragenden Kooperationsstrukturen haben wir es gemeinsam geschafft, die Diamorphinbehandlung als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten auf den Weg zu bringen“, lobt Michael Gierse, der Geschäftsführer der MSZ-MVZ Diamorphin-Dortmund gGmbH, die seit Jahren gute Zusammenarbeit unter allen Akteur*innen.

Gesundheit & Pflege

Weitere Nachrichten

Mehr Nachrichten
zur Nachricht Echt „nice“: Bei der Ferienzeit 2025 „zocken“ Kinder und Jugendliche mit älteren Menschen Echt „nice“: Bei der Ferienzeit 2025 „zocken“ Kinder und Jugendliche mit älteren Menschen
Fr 18. Juli 2025
Hände von zwei unterschiedlichen Personen halten sich aneinander fest.
Bild: Adobe Stock / Farknot Architect
zur Nachricht Neu in der Nordstadt: Gratis-Beratung zur Gesundheit Neu in der Nordstadt: Gratis-Beratung zur Gesundheit
Di 15. Juli 2025
Das Gesundheitsamt will die gesundheitliche Versorgung der Menschen verbessern.
Bild: Stadt Dortmund / Stephan Schütze
zur Nachricht Mini-Dortmund – maxi Spaß: Ferien-Stadt braucht noch 14 Bürger*innen Mini-Dortmund – maxi Spaß: Ferien-Stadt braucht noch 14 Bürger*innen
Mo 14. Juli 2025
Scharnhorst
Kinder an einem Tisch
Bild: Stadt Dortmund
zur Nachricht Kinder-Ferien-Party versüßt bis zum 25. Juli die ersten Sommerferien-Tage Kinder-Ferien-Party versüßt bis zum 25. Juli die ersten Sommerferien-Tage
Fr 11. Juli 2025
Kinder beim Sommerfest der Kit Ali Baba
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Fünf Fragen an Frauke Füsers: „Ich will etwas in meiner Heimatstadt bewirken“ Fünf Fragen an Frauke Füsers: „Ich will etwas in meiner Heimatstadt bewirken“
Fr 4. Juli 2025
Frauke Füsers im Portrait.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Hitzeaktionstag: Tipps, Tricks, Angebote & Events Hitzeaktionstag: Tipps, Tricks, Angebote & Events
Mo 2. Juni 2025
Bild: Stadt Dortmund / Marcus Retkowietz
zur Nachricht Kontrollen-Schwerpunkt Gewerbe und Jugendszene: 229 Maßnahmen bei Sondereinsatz Kontrollen-Schwerpunkt Gewerbe und Jugendszene: 229 Maßnahmen bei Sondereinsatz
Di 27. Mai 2025
Zwei Mitarbeitende des Ordnungsamts in Uniform.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Toben, Basteln, Quatschen: Das Flitzmobil flitzt los Toben, Basteln, Quatschen: Das Flitzmobil flitzt los
Do 3. April 2025
Bild: Stadt Dortmund / Nadine Kiefer
zur Nachricht Antworten auf wichtige Fragen zur großen Evakuierung am Sonntag Antworten auf wichtige Fragen zur großen Evakuierung am Sonntag
Mo 31. März 2025
Ein entschäfter Bombenfund liegt aufgegraben auf einer Palette
Bild: Stadt Dortmund / Mario Niedzialkowski
zur Nachricht Entschärfungen am 6. April: Stadt Dortmund bereitet sich auf vier Blindgänger vor Entschärfungen am 6. April: Stadt Dortmund bereitet sich auf vier Blindgänger vor
Mi 26. März 2025
Ein entschäfter Bombenfund liegt aufgegraben auf einer Palette
Bild: Stadt Dortmund / Mario Niedzialkowski
zur Nachricht Stadtverwaltung schließt Rosenmontag früher   Stadtverwaltung schließt Rosenmontag früher  
Do 27. Februar 2025
Feiernde Menschen werfen beim Rosenmontagszug Kamelle.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Drogenkonsumraum: Positiv-Effekte der neuen Fläche Drogenkonsumraum: Positiv-Effekte der neuen Fläche
Di 25. Februar 2025
Der neue Aufenthaltsbereich am Drogenkonsumraum.
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Entlastung für Suchtkranke und den öffentlichen Raum: Neue Freifläche am Drogenkonsumraum Entlastung für Suchtkranke und den öffentlichen Raum: Neue Freifläche am Drogenkonsumraum
Fr 7. Februar 2025
Bild: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
zur Nachricht Rausch mit Risiko: Stadt Dortmund plant Verkaufsverbot für Lachgas an Minderjährige   Rausch mit Risiko: Stadt Dortmund plant Verkaufsverbot für Lachgas an Minderjährige  
Do 6. Februar 2025
Lachgasflaschen im Regal.
Bild: Roland Gorecki
zur Nachricht Dortmund sagt danke: Vereine helfen im Ehrenamt Dortmund sagt danke: Vereine helfen im Ehrenamt
Mo 3. Februar 2025

Unterm Motto „Care für Bürger von Mensch zu Mensch“ zeichnet Oberbürgermeister Thomas Westphal Ehrenamtsprojekte aus.