Qualitätsrahmen "Ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter"
Ein zukunftsfähiger Ganztag für Dortmunder Kinder

Städträtin
Ende 2023 haben wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht, einen zukunftsfähigen Ganztag für Dortmund zu beschreiben. Der entstandene Dortmunder Qualitätsrahmen zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter beschreibt ein ganzheitliches Zielbild, in dem der Ganztag einen großen Beitrag zur verbesserten Teilhabe und Persönlichkeitsentwicklung leisten kann. Damit setzen wir ein starkes Zeichen für den Ganztag in Dortmund.
Ganztag in Dortmund

Die Stadt Dortmund versteht den Ganztag als einen verlässlichen und ganzheitlichen Bildungs- und Lebensraum, der den gesamten Tagesverlauf eines Kindes (Vor- und Nachmittag) umfasst. Der Ganztag verbindet Bildungs-, Betreuungs- und Freizeitangebote zu einem integrierten Konzept, das sich an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien orientiert. Der Qualitätsrahmen bezieht sich auf Grund- und Förderschulen und differenziert nicht zwischen verschiedenen Ganztagsmodellen (offener, gebundener und rhythmisierter Ganztag).
Ziel ist es, jedem Kind einen Ort zu bieten, der sowohl Lernen und individuelle Entwicklung als auch Erholung und soziale Interaktion ermöglicht. Im Fokus steht die Balance zwischen schulischen, kreativen und bewegungsorientieren Angeboten sowie Schutzräumen, die Geborgenheit und Rückzug ermöglichen. Durch die enge Verzahnung von Unterricht, individueller Förderung und außerschulischen Aktivitäten entsteht ein erweitertes Angebot, das über den klassischen Unterricht hinausgeht.
Gleichzeitig unterstützt der Ganztag Familien bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schulen, Betreuungseinrichtungen, Jugendfreizeitstätten, Vereinen und weiteren lokalen Partner*innen schafft die Stadt Dortmund ein vielfältiges und flexibles Angebot, das Bildung, Prävention, Betreuung und Freizeit miteinander verbindet.
Der Dortmunder Qualitätsrahmen
Der Qualitätsrahmen "Ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter" schafft die Grundlage für ein qualitativ hochwertiges Bildungs- und Betreuungsangebot, das allen Kindern – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen – die bestmöglichen Bedingungen für ein gutes Aufwachsen und die individuelle Entwicklung ihrer Persönlichkeit bietet.
Ziel ist die Gestaltung eines Ortes, an dem sich Kinder wohlfühlen, gefördert werden und ihre Potenziale bestmöglich entfalten können. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, braucht es flexible, partizipative und diversitätsorientierte Strukturen, die die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien in den Mittelpunkt stellen.
Der Qualitätsrahmen berücksichtigt im Sinne eines multiprofessionellen und rechtskreisübergreifenden Ansatzes alle im Vor- und Nachmittagsbereich tätigen Akteur*innen im Bildungs- und Lebensraum von Kindern. Dazu gehören u. a. Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulbegleiter*innen, Sekretär*innen, Leitungs-, Fach- oder Ergänzungskräfte des Ganztagsträger sowie Küchen- und Verpflegungspersonal, Hausmeister*innen oder weitere relevante Partner*innen, wie z. B. lokale Vereine, Jugendfreizeitstätten und Musikschulen.
Als zentrales Instrument für Qualitätsentwicklung bündelt der Qualitätsrahmen die vielfältigen Vorstellungen und Ansprüche an einen "guten Ganztag" und eine qualitätsvolle Betreuung aus der Perspektive der Dortmunder Bildungslandschaft sowie der aktuellen bildungspolitischen Diskussion. Anhand klar definierter Ziele und Maßnahmen zeigt er auf, was unter guter Qualität im Ganztag verstanden wird.
Funktion und Zielsetzung
Allen Beteiligten im Ganztag dient der Qualitätsrahmen als Orientierung für ihr konkretes Handeln. Durch differenzierte Qualitätsaussagen werden Leitlinien und Entwicklungsziele für die ganztägige Förderung aufgezeigt.
Für Verwaltung, Ganztagsträger (gemeint sind hier Träger des offenen und gebundenen Ganztags), Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulaufsicht bietet der Qualitätsrahmen eine Grundlage zur Gestaltung, Steuerung und Weiterentwicklung der ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote. Zudem bildet er eine zentrale Basis für Beratung und Unterstützung der Schulen durch die Schulaufsicht und den Schulträger.
Darüber hinaus hat der Qualitätsrahmen eine wesentliche Orientierungsfunktion für Vergabe- und Ausschreibungsverfahren im Offenen Ganztag. Dies betrifft sowohl die Vertragsgestaltung als auch Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung seitens der Verwaltung.
Ganztag in Dortmund
An allen Dortmunder Grund- und Förderschulen gibt es bereits ein ganztägiges Angebot. Die Stadt Dortmund beabsichtigt, allen Kindern und Familien ein Angebot unterbreiten zu können und strebt langfristig eine Versorgungsquote von 100 Prozent an. Daher wird der Ausbau der Plätze im Ganztag in den kommenden Jahren weiter vorangetrieben. Im Schuljahr 2024/25 liegt die Ganztagsquote in Dortmund bei rund 65 Prozent. Die Quote umfasst den offenen und gebundenen Ganztag an den Grund- und Förderschulen.
Mit dem Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) vom 2. Oktober 2021 führt der Bund den Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung von allen Kindern im Grundschulalter ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise ein. Ab August 2026 haben Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch auf ganztägige Betreuung. Ab dem Schuljahr 2029/30 gilt der Anspruch für alle Kinder an Grund- und Förderschulen.
Der gemeinsame Entwicklungsprozess
Der Dortmunder Qualitätsrahmen wurde unter Einbindung zahlreicher Akteur*innen entwickelt, darunter Trägervertretungen des offenen Ganztags, Schulen, Schulaufsicht, Vereine, Politik, Verwaltung und Vertreter*innen der Fachöffentlichkeit.
Die Hauptprinzipien des Qualitätsrahmens umfassen:
- Armutssensibler Ansatz: Ungleiches ungleich behandeln, indem gezielte Unterstützungsangebote gemacht werden, um bestehende Benachteiligungen auszugleichen.
- Bedarfsorientierung: Ein modularer Aufbau erlaubt eine fortlaufende Weiterentwicklung, wenn sich die Anforderungen verändern.
- Ganzheitlicher Ansatz: Die Zusammenarbeit zwischen Grundschulen, Trägervertretungen des Ganztags, Jugendfreizeitstätten und weiteren Akteur*innen wie Bildungspartner*innen wird gestärkt.
- Kind- und familienorientierte Perspektive: Ziele und Maßnahmen werden vom Kind und dessen Bezugspersonen aus entwickelt.
- Persönlichkeitsentwicklung: Der Ganztag bietet Räume und Gelegenheiten zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen, unterstützt die Selbstwirksamkeit der Kinder und begleitet sie in ihrer individuellen Entwicklung.
- Praxisnahe Umsetzung: Aufbauend auf dem Qualitätsrahmen werden Umsetzungspläne entwickelt, eine praxisorientierte Materialsammlung bereitgestellt und regelmäßige Austauschformate zur kontinuierlichen Weiterentwicklung etabliert.
- Verbindlichkeit und Flexibilität: Gemeinsam definierte Ziele schaffen Orientierung und lassen Spielraum für individuelle Lösungen vor Ort.
- Wissenschaftlich fundiert: Der Qualitätsrahmen basiert auf aktuellen Erkenntnissen aus Forschung und Praxis, um eine bestmögliche Förderung der Kinder sicherzustellen.
Rechtliche Grundlagen und Handlungsleitlinien
Der Qualitätsrahmen wurde auf Basis der
- Kinderschutz: Im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit stehen der Schutz und die Förderung der Kinder, dieser ist in allen Konzepten fest verankert.
- Präventionsleitbild: Ziel ist es, präventive Maßnahmen frühzeitig umzusetzen, um Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.
- Kinder- und Jugendförderplan: Dieser Plan bildet die Grundlage dafür, die Förderung und Unterstützung junger Menschen durch offene, projektbezogene und aufsuchende Ansätze der Kinder- und Jugendarbeit strategisch zu gestalten und weiterzuentwickeln.
- Partizipation: Aktive Mitgestaltung des Bildungs- und Lebensumfeldes von Kindern und Jugendlichen, indem ihre Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse in Entscheidungsprozesse einbezogen werden und ihnen über ihre gesamte Bildungszeit hinweg ein umfassender Rahmen geboten wird, um sich zu demokratisch engagierten und gesellschaftlich integrierten Persönlichkeiten zu entwickeln.
- Masterplan Digitale Bildung: Förderung digitaler Kompetenzen und Zugang zu moderner Bildungstechnologie sind zentraler Baustein von Teilhabe.
- Gesundheit: Das Kindergesundheitsziel der Stadt Dortmund bekräftigt die Bedeutung von u.a. gesunder Ernährung, Bewegung und Entspannung für die Kindergesundheit.
Bei der Entwicklung werden laufende Prozesse berücksichtigt:
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) :BNE befähigt Menschen ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig zu denken und zu handeln, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen auf lokaler sowie globaler Ebene verantwortungsvoll und zukunftsorientiert zu bewältigen. Sie integriert dazu schulische und außerschulische Bildung sowie formales, non-formales und informelles Lernen und setzt auf Partizipation als Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung.- Inklusion: Ein inklusives Leitbild wird erarbeitet, um allen Kindern gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.
- Klimaschutz: Verschiedene Dortmunder Beschlüsse stärken den Ansatz der gesundheitsfördernden und nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung. Das Handlungsprogramm „Klima-Luft 2030“ erkennt die Ernährung bzw. Außer-Haus-Verpflegung als Klimaschutzthema an und betont die erhöhte Nachfrage nach nachhaltig erzeugten Lebensmitteln in der Kommune als Anreiz für eine zukunftsfähige Land- und Ernährungswirtschaft in Dortmund und Umgebung.
Die vier thematischen Module
Im Rahmen der Entwicklung werden vier zentrale Handlungsfelder priorisiert, in denen erste Ziele und Maßnahmen formuliert wurden:
- Kooperation: Förderung der Kooperation zwischen Schulen, Ganztagsträgern, Cateringunternehmen sowie weiteren Akteur*innen im Sozialraum, um den Bildungs- und Lebensraum der Kinder durch Zusammenarbeit zwischen Schulen, Trägern, Vereinen und anderen Partner*innen zu erweitern.
- Personal: Definition von Tätigkeitsprofilen für die verschiedenen Professionen unter Berücksichtigung priorisierter Anforderungen.
- Raumgestaltung und -nutzung: Schaffung und Nutzung kindgerechter, flexibler und inspirierender Räume, die sowohl Bildung als auch Bewegung und Erholung ermöglichen.
- Gemeinschaftsverpflegung: Sicherstellung einer gesundheitsfördernden, kindgerechten und nachhaltig gestalteten Verpflegung.
Ausblick und Umsetzung
Auf den Entwicklungsprozess des Qualitätsrahmens folgt die schrittweise Umsetzung der Ziele und Maßnahmen. Die Stadt Dortmund geht gemeinsam mit den Partner*innen (z. B. Ganztagsträger, Schulen, Schulaufsicht) in die Umsetzungsplanung. Ziel ist es, langfristige und tragfähige Arbeitsstrukturen aufzubauen und eine kontinuierliche Weiterentwicklung, beispielsweise über Qualitätszirkel, zu ermöglichen. Die Umsetzung des Qualitätsrahmens ist als fortlaufender, dynamischer Prozess angelegt, der die Rahmenbedingungen vor Ort berücksichtigt.
Neben den vier priorisierten Handlungsfelder sind weitere Themen wichtig für einen qualitativ hochwertigen Ganztag. Dazu gehören unter anderem:
- Ganzheitliche Angebotsgestaltung: Die Förderung der individuellen Entwicklung der Kinder ist zentraler Prämisse für die Gestaltung des Ganztags. Durch ein abwechslungsreiches und anregendes Programm wird ein Umfeld geschaffen, in dem Kinder ihre Stärken entfalten, soziale Kompetenzen entwickeln und Selbstbewusstsein aufbauen können.
- Ferienzeiten und Ferienprogramme: Die lückenlose Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Betreuung in den Ferien sowie die gemeinsame Planung und organisatorische Abstimmung der Angebote. Dazu zählen auch spezielle Programme wie Lern- und Bildungsferien und andere Betreuungsformen, die den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien gerecht werden.
- Besondere Anforderungen für Kinder mit Behinderung und deren Familien: Ein vereinfachtes Antragsverfahren für die Schulbegleitung wird geprüft und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote entwickelt.
- Zugänge zum Angebot und Förderbedingungen: Es wird geprüft, wie bestehende Förderinstrumente, wie z. B. das KiBiz, im Ganztag angewendet und weiterentwickelt werden können.
- Betreuungsprogramme und spezifische Ganztagesmodelle: Die Rhythmisierung des Ganztags mit individuell abgestimmten Betreuungs- und Lernzeiten, Hausaufgabenbetreuung und Förderangeboten wird optimiert, um die pädagogischen und organisatorischen Abläufe noch passgenauer zu gestalten.
- Mitwirkung von und Zusammenarbeit mit Erziehungs- und Betreuungspersonen: Ein besonderer Fokus wird auf die Stärkung der Erziehungspartnerschaft gelegt. Ziel ist es, Erziehungs- und Betreuungspersonen verstärkt in die Gestaltung des Ganztags einzubinden und sie durch transparente Kommunikation sowie Beratungsangebote zu unterstützen.
- Steuerungsstrukturen und stabile Verwaltung: Die Verwaltung der Ganztagsangebote wird durch klare Steuerungsstrukturen gestärkt, um die Qualität und Verlässlichkeit der Angebote sicherzustellen.
- Gruppengröße, Betreuungsschlüssel und Personalentwicklung: Der Aufbau eines Vertretungspools, ein umfassendes Fortbildungsprogramm, regelmäßige Supervision sowie Fachtagungen sollen die pädagogischen Fachkräfte in ihrer Arbeit unterstützen. Zusätzlich werden angemessene und verbindliche Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen definiert, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
- Verantwortungsgemeinschaft im Ganztag: Die Schulleitung wird als zentrale Schnittstelle zwischen Schule, Ganztagsträger und Verwaltung gestärkt. Gemeinsam mit der Standortleitung des Trägers bildet sie eine Verantwortungsgemeinschaft, die durch klare Verantwortlichkeiten und gezielte Fortbildungsangebote im Ganztag weiterentwickelt wird.
Themenmodule des Qualitätsrahmens:
Hier werden Kriterien für die Zusammenarbeit im Ganztag und mit Akteur*innen im Sozialraum beschrieben. Ziel ist ein systematischer Ausbau der Kooperation am Lebens- und Bildungsort Schule zur Stärkung der Bildungs- und Entwicklungschancen der Kinder im Grundschulalter.
Hier werden Tätigkeitprofile für verschiedene Professionen des vom Träger eingesetzten Personals beschrieben. Es werden Anforderungen an Qualifikation, Verantwortung und Mitgestaltung des Ganztags definiert.
Hier werden Kriterien für inklusiv gestaltete Räume im Ganztag beschrieben. Es umfasst Lern-, Bewegungs- und Erholungsbereiche, nachhaltige Außenflächen sowie sichere und optimale Nutzung von Verkehrsflächen.
Hier werden Kriterien für Verpflegungsangebot und -qualität, Küchenbau und -ausstattung und Ernährungsbildung im Sinne einer nachhaltigen und gesundheitsfördernden Ernährung und der entsprechenden -umgebung sowie geeignete Strukturen zur Zusammenarbeit beschrieben.
Kontakt
Dezernat Schule, Jugend und Familie
Zuständig für die Umsetzung des Qualitätsrahmens "Ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter" ist das Dezernat für Schule Jugend und Familie. Für weitere Informationen kontaktieren Sie rechtsanspruchganztag@stadtdo.de.