Badeszene im Hoeschpark

Innenstadt-Nord

Hoeschpark und Freibad Stockheide

Um 1870 führt die Wambeler Straße in der Nordstadt sehr weit nach Osten, ungefähr an der heutigen nördlichen Kampfbahn des Hoeschparks entlang. Der Graf von und zu Knyphausen lässt 1871 an der Wambeler Straße ein neues Bauernhaus für seinen dortigen Pachthof bauen. Etwas weiter westlich entsteht das Ferienhaus für die begüterte Familie des Dortmunder Holzhändlers Louis Brügmann. Das nahe verwilderte Waldstückchen, Überbleibsel des einst großen Allmendewaldes Oesterholz, nennt der Volksmund später Brügmanns-Hölzchen. Wegen einer gleichnamigen Kaffee-Wirtschaft in der Nähe ist es auch als "Böhmerwald" bekannt.

Altes Foto von einem Gebäude im Hoeschpark

Erst 1919 wurde von Hoesch der erste Grundstücksteil des heutigen Hoeschparks erworben.

1919 erwirbt die Firma Hoesch das Hölzchen samt Ferienhaus und friedet es ein. Hoesch-Generaldirektor Friedrich Springorum verbringt jetzt dort die Wochenenden im Kreise seiner Familie. Dazu bedarf es eines neuen Wohnhauses mit dazugehöriger Reitbahn und Tennisplatz. In den 20er Jahren kauft die Firma Hoesch auch den nahen Pachthof dazu und forstet das Gelände auf.

Östlich des Brügmanns-Hölzchen werden die Wiesen an der Wambeler Straße als Viehweiden genutzt. Eine von Pappeln umstandene Grasfläche heißt "Weiße Wiese", weil die weißhaarigen Samen-Kapseln der Bäume hier im April überall auf dem Gras liegen.

Am 05. November 1911 verzeichnet die Chronik des Ballspielvereins Borussia Dortmund 09 BVB dort das erste offizielle Fußballspiel des jungen Vereins. Es wird mit 9:3 gegen den VfB Dortmund gewonnen. Am 11. August 1924 übergibt BVB-Präsident Heinz Schwaben den ausgebauten BVB-Sportplatz seiner Bestimmung. Für 50.000 Reichsmark hat der Platz eine Ringmauer, Umkleidekabinen und Zuschauertribünen für bis zu 18.000 Besucher erhalten. Die Arbeiten haben Vereinsmitglieder und auch die Spieler (!) in Eigenhilfe durchgeführt.

"Der höher anschwellenden roten Flut einen Damm entgegensetzen und … aus den Deutschen in Volk in Leibesübungen machen" Hoesch-Direktor Siebrecht 1934.

Autor aller Texte über den Hoeschpark und das Freibad Stockheide, die Sie hier finden, ist Hubert Nagusch.

Weitere Informationen zur Geschichte des Parks und des Freibads

1936 - 1941

Idee und Bau

Von Vorschlag des Baus einer Werksportanlage bis zur Umsetzung

1936 macht der Leiter des Werksportvereins Hoesch den Vorschlag, den Mangel an Übungsplätzen durch den Bau einer Werkssportanlage zu beheben. Standartenführer König, Arbeitsdirektor bei Hoesch und Vorarbeiter Albert Goldberg forcieren das Projekt. Die Planungen stammen von Carl Haake als Architekten und Gartengestalter Josef Buerbaum aus Düsseldorf.

Am 10. Juni 1937 findet der erste Spatenstich für den Hoesch-Park statt. Durch den Bau des "Westwalls" in der Pfalz und in der Eifel herrscht seit 1936 Arbeitskräftemangel im Tiefbaubereich. So wird die "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) mit der Organisation des Projekts beauftragt. Geführt von der NS-Unterorganisation "Kraft durch Freude" arbeiten 7.043 Hoescharbeiter in sog. "freiwilligen" Schichten bis zu dreimal wöchentlich 2 Stunden nach Feierabend an dem Gelände. Auch die "Sommertage des Betriebssportappells" werden für den Arbeitseinsatz genutzt. Es müssen über 600 Kleingärten und 150 Lauben weichen.

Mit Spaten und Schubkarren und ohne größeren Maschineneinsatz werden ca. 150.000 m³ Boden bewegt. Es entsteht eine eingezäunte Werkssportanlage. Sichtbar wird eine Synthese aus Elementen der monumentalen Symmetrie von NS-Aufmarschplätzen und dem beschaulichen Charme der alten Volksgarten-Idee.

Alle Anlagen sind streng axial ausgerichtet an einem zentralen Verbindungsweg. Eingangsbereich, Toilettenhäuschen, Rosenterrasse und Unterstellhäuschen werden im sog. "Heimatschutzstil" ausgeführt. Dabei verblendet man die Bauten und Terrassen mit roh behauenem Sandstein, auch Material aus dem Abriss der Dortmunder Synagoge am Grafenhof wird ab 1939 mit verwendet. Zwei Kampfbahnen mit einer Radrennbahn entwirft Architekt Clemens Schürmann aus Münster in der Formensprache der griechischen und römischen Erdstadien des Altertums. Die Zuschauerränge sind nur als Erdstufen ausgebaut, einzig an der Längsseite der nördlichen Kampfbahn finden sich Holzbänke für die Zuschauer.

Die DAF erklärt dies mit Blick auf die Wehrertüchtigungs-Philosophie der Nationalsozialisten: "Es ist wesentlicher, wenn nicht 22 Mann im Kampffeld und 15.000 Menschen auf der Tribüne sind, sondern wenn 15.000 Mann auf der Rasenfläche und nur 22 Zuschauer vorhanden sind".Zwei Übungsfelder und acht Tennisplätze kommen hinzu.

Der ursprüngliche Plan, das Brügmanns-Hölzchen ebenfalls zur Sportanlage umbauen; wird aufgegeben. Man beschränkt sich darauf, 1941 ein Schützenhaus, einige Wetterschutzpilze und ein Wegesystem im Wald anzulegen. Der ehemalige Gartenbaudirektor Richard Nose, während der NS-Zeit zwangspensioniert, berät bei der Gestaltung. Insgesamt werden 1,5 Mio. Reichsmark für den I. Bauabschnitt aufgewandt. Auf dem Gelände des heutigen Betriebshofes (Wambeler Straße 100) wohnt nun der leitende Beamte des Polizeireviers am Borsigplatz. Ihm will man nicht zumuten, inmitten der Wohnbevölkerung der Nordstadt seinen Wohnsitz nehmen zu müssen.

1941 - 1945

Die Einweihung und die weitere Entwicklung

Ausbau der Anlage

Am 25. Mai 1941 meldet die "Westfälische Landeszeitung Rote Erde" die Fertigstellung der 21,3 ha großen Werkssportanlage. Zur Einweihung findet ein großes Konzern-Sportfest statt. Hoesch-Generaldirektor Erich Tgahrt hält eine Rede: "Vor 15 Jahren regte sich in unserem Werk erstmals der Gedanke des Werkssportes. Die Anregungen gingen mehr von politischen Überlegungen aus als von gesundheitlichen…"

Unterhalten wird die Anlage von der Hoesch AG. Am Eingang erhebt ein Pförtner den Eintritt von 10 Pfennig (bis 1993). An den Bauarbeiten beteiligte Hoesch-Arbeiter erhalten kostenlose Dauerkarten. Nach dem – von den Nazis gewonnenen - II.Weltkrieg sollen überdachte Tribünen an den Kampfbahnen, eine Kaffee-Wirtschaft und ein sog. "Gefolgschaftshaus" für 3.000-4000 Menschen an der Lünener Straße folgen. Auch an ein Hallenbad an der Flurstraße ist gedacht.

Der BVB wird 1938/1939 von der NS-Verwaltung genötigt, sein benachbartes BVB-Stadion "Weiße Wiese" zu verkaufen und alle Spiel- und Trainingsaktivitäten in die "Kampfbahn Rote Erde" zu verlegen. So kann an diese Stelle ab 1939/1940 ein moderner Schießplatz gebaut werden. Bis 1941 entstehen dort 25 überdachte Schießstände und durch Erdwälle eingefriedete Schießbahnen. Sie erlauben das Kleinkaliber-, Gewehr- und Scharfschützen-Schießen bis auf eine Distanz von 175 m.

Badeszene im Hoeschpark

1955 - 1962

Der "Kurpark des Nordens" nach dem II. Weltkrieg

Bau des Freibades und weiterer Einrichtungen

1945 sind wieder Hoesch-Arbeiter im Hoeschpark tätig. Sie räumen die Verwüstungen und rd. 620 alliierte Sprengbomben. Zum "Kurpark des Nordens" möchte Hoesch-Arbeitsdirektor Alfred Berndsen den Hoeschpark umgestalten. An seinem Geburtstag, dem 01. September 1951, beginnt er mit dem ersten Spatenstich den Bau eines beheizten Schwimmbades auf 3,2 ha des ehemaligen Schießplatzes.

Am 15. Juli 1952 kann man am Rand des 25m x 50m großen Schwimmerbeckens die Einweihung des "Freibades Stockheide" feiern. Der neue 3-m-Sprungturm wird erst Jahre später von der Bauaufsicht freigegeben. Wahrzeichen des Parks ist eine Poseidon-Statue, die der Bildhauer Heinrich Bayer 1953 aus der Bronze eines Nazi-Denkmals schuf. An der Stelle des Spatenstichs steht ein kleiner Trinkbrunnen, auf dem eine Putte einen Spaten hält. Die Inschrift im Rand des Traufbeckens lautet "Alles Leben fließt – Rastlos eilt´s dahin. Besinnt Euch – Ringt nach dem Segen – Erkennet Not" Reiht man die Anfangsbuchstaben der Worte hintereinander, so ergeben sich die Worte "Alfred Berndsen". Über den Haupteingang an der Brackeler Straße 100 erreicht man das neue Freibad. Auch durch den Hoeschpark ist ein Zugang möglich.

Einen II. Bauabschnitt zum Ausbau des Hoeschparks nimmt Alfred Berndsen nun in Angriff. Hoesch errichtet 1950 einen Kindergarten und –hort. Im gleichen Jahr folgen zwei Aschenplätze nebst Umkleideräumen. 1951 kommen eine Sportlergaststätte und eine Bedürfnisanstalt hinzu. Die größte Rollschuhbahn des Bundesgebietes wird in Anwesenheit von ca. 4.000 Besuchern eingeweiht. Hier trägt man über rd. 10 Jahre Weltmeisterschaften im Rollschuhlauf aus. 1952 baut man ein Planschbecken, 1953 eine "Kläppchen-Bude" für skat-begeisterte Rentner, 1956 ein Tennishaus für den Tennisverein "Westfalia" und 1959 ein Musikpodium. 1962 wird der Betriebshof neu errichtet, der langjährige Parkdirektor Heinz Berndsen (Sohn von Alfred Berndsen) hat hier nun seine Dienstwohnung. Auch eine Fasanerie und eine Eselswiese sorgen dafür, das der Hoeschpark in der Beliebtheits-Skala zu den anderen großen Dortmunder Parks aufrückt. 2,5 Mio. Besucher verzeichnet man 1956; Massenveranstaltungen wie zum Beispiel der "Hoeschpark in Flammen" tragen dazu bei.

1860er - 2004

Von verblassendem Charme und Übergangslösungen

In den 60er Jahren überflügelt die Attraktivität der südlichen Dortmunder Parks das Renommee des Hoeschparks.

Die zunehmende Motorisierung der Bundesbürger/innen lenkt ihre Aufmerksamkeit stärker auf die Erholungsgebiete des Sauer- und Münsterlandes. Der Hoeschpark wird nun eher als Sportstätte und als "Pantoffelgrün" für den Borsigplatz wahrgenommen. Das Projekt die Radrennbahn zu renovieren, scheitert 1970 an Geldmangel. Stattliche Birken wachsen schließlich aus den Rissen in der vernachlässigten Betonbahn.

1993 bis 1996 feiert der BVB seine traditionelle Vorstellung des Lizenzspielerkaders für die beginnende Fußballbundesliga-Saison im Hoeschpark. Bis zu 60.000 Menschen kommen an diesen schwarz-gelben Tagen.

Die Eigentümerin der Werkssportanlage, die Krupp-Hoesch-Stahl AG als Rechtsnachfolgerin der einstigen Hoesch AG, möchte ab 1993 kein Geld mehr für die Bewirtschaftung ausgeben. Gegen eine beabsichtigte Schließung des Freibades Stockheide demonstriert im Sommer 1994 die Bevölkerung am Borsigplatz.

Die Stadt Dortmund sieht in den Grünflächen eine wichtige Naherholungsadresse, deren Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt. So pachtet die frisch gegründete Stadtsportbundtochter "Bad und Sport Dortmund gGmbH" 1995 Hoeschpark und Schwimmbad Stockheide. Die Gesellschaft sieht ihre Hauptaufgabe darin, die Sportstätten für Vereine des Breitensports bereitzustellen. Zur Refinanzierung ihrer Aufwendungen sollen organisierte Trödelmärkte im Hoeschpark und "Beachpartys" im Freibad Stockheide 1998-2000 helfen.

Auch ist 2001 ist im Freibad Stockheide nach der Abschaltung der Heißdampfeinspeisung von den nahen Hochöfen der Westfalenhütte eine neue Ölheizung aufzubauen. Die " Grüne Schule Gemeinnütziges Berufsbildungsinstitut GmbH" mit Sitz im Hoeschpark pflegt die Pflanzungen und Anlagen. Doch für eine grundlegende Sanierung des gesamten Parks fehlt damals das Geld.

Das Freibad am Hoeschpark
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Stadt Dortmund

1998 - 2004

Die Zukunft des Hoeschparks beginnt 2004

Die Thyssen Krupp Stahl AG, seit 1998 Eigentümerin der Flächen, ist schließlich zum Verkauf bereit. Zum 1. Mai 2004 erwirbt die Stadt Dortmund den Hoeschpark und Freibad Stockheide. Ca. 24 ha Grünflächen wechseln für ca. zwei Mio. € ins öffentliche Eigentum, eine langjährige Forderung der örtlichen Politik ist erfüllt. Bewirtschaftet werden die Anlagen nun von der "Sportwelt Dortmund gGmbH". Sie ist im Februar 2004 vom Kreisverband Schwimmen Dortmund e.V., dem DLRG Bezirk Dortmund e.V. und der Grüne Schule Gemeinnütziges Berufsbildungsinstitut GmbH gegründet worden.

Intensiv wird über die Zukunft des sanierungsbedürftigen Hoeschparks nachgedacht, auch auf Bürgerversammlungen und in der Planungsverwaltung. Der neue Flächennutzungsplan 2004 der Stadt Dortmund sieht denn auch eine Arrondierung der "Grünen Lungen" und ihre Vernetzung mit Grünanlagen in Scharnhorst und dem Fredenbaum vor.