Gedenkstätte Steinwache
Geschichte des Hauses
Das Dortmunder Polizeigefängnis Steinwache war zwischen 1933 und 1945 ein zentraler Ort der nationalsozialistischen Verfolgung für die Stadt und die gesamte umliegende Region. Viele der Insassinnen und Insassen waren hier mit massiver Gewalt konfrontiert und wurden von der Steinwache aus in Konzentrationslager verschleppt oder der Justiz übergeben. Zugleich diente das Gefängnis mit ca. 65.000 Einlieferungen in der NS-Zeit auch als Haftort für viele Dortmunder Bürger*innen, die in "klassischer" Form mit Polizei und Gesetz in Konflikt gerieten und oft nach kurzer Zeit wieder entlassen wurden.
Bis 1958 wurde das Gefängnis durch die Dortmunder Polizei genutzt. Somit ist die "Steinwache" als ein Ort zu verstehen, dessen Geschichte die jeweiligen polizeilichen und gesellschaftlichen Vorstellungen von und den Umgang mit politischer Opposition, Kriminalität und abweichendem Verhalten spiegelt.
Vor allem deren Wandel zwischen Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik, aber auch Kontinuitäten zwischen den unterschiedlichen politischen Systemen – beispielsweise hinsichtlich der Kriminalisierung bestimmter Formen von Sozialverhalten – können anhand der Geschichten der Menschen, die hier festgehalten wurden, erfahrbar gemacht werden.
Seit Anfang der 1960er Jahre wurde das Gefängnis durch das Rote Kreuz als Unterkunft für wohnungslose Menschen genutzt. Nach mehreren Jahren Leerstand richtete die Stadt Dortmund 1992 schließlich die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache ein.
Um das Polizeipräsidium an der damaligen Rathenauallee (heute Ruhrallee/ Ecke Saarlandstraße) zu entlasten, wurde die Polizeiwache an der Steinstraße zwischen 1926 und 1928 ausgebaut und um einen viergeschossigen Zwischenflügel sowie ein fünfgeschossiges Polizeigefängnis erweitert. Das Gefängnis, in dem sich heute die Mahn- und Gedenkstätte befindet, galt gegen Ende der Weimarer Republik als eines der Modernsten in Deutschland.
Laut einem Presseartikel des Dortmunder "General-Anzeigers" vom 16. Juni 1927 befanden sich in den drei Obergeschossen der Steinwache Zellen für insgesamt 126 Häftlinge. Das Erdgeschoss des Gefängnisses enthielt Vernehmungs-, Aufnahme- und Wartezimmer, Gefangenenküche, Arztraum und die Wohnung des wachhabenden Polizeibediensteten.
Mit dem Auftreten der Gestapo im Gefängnis seit 1933 wurden einige Bereiche des Zellentraktes - entgegen ihrer ursprünglichen Funktion - zur Folterung und Erpressung von Geständnissen politischer Gegner genutzt. In den zwölf Jahren des NS-Regimes war die Steinwache eine der berüchtigtsten Folterstätten der Region und erlangte als "Hölle Westdeutschlands" traurige Berühmtheit. Von 1933 bis 1945 waren hier über 66.000 Menschen inhaftiert, Zahlreiche Funktionäre politischer Parteien und der Gewerkschaften, Vertreter der christlichen Kirchen, jüdische Bürger, Sinti und Roma und ausländische Zwangsarbeiter wurden in der Steinwache festgehalten, verhört und misshandelt.
Viele der Verhafteten wurden aus der Steinwache in Konzentrationslager verbracht. Die Anzahl der Mordopfer kann zwar nicht mit letzter Sicherheit genau beziffert werden, aber mit Hilfe der Haftbücher lassen sich 45 Todesfälle für die Jahre 1933 - 1945 in der Steinwache nachweisen. 15 Gefangene starben im Gefängnis, 15 töteten sich angeblich selbst, 15 starben kurz nach der Haftentlassung an den Folgen der Misshandlungen.
Obwohl die Dortmunder Innenstadt, also auch das Gebiet um den Hauptbahnhof, zu mehr als 90 % durch alliierte Luftangriffe zerstört wurde, erhielt die Steinwache keine schweren Bombentreffer.
Das Hauptgebäude Steinstr. 50 wurde nach dem Krieg weiter als Polizeidienststelle, zuletzt vom Schutzbereich Nord, genutzt und erst 1976 außer Dienst gestellt. Nach Um- und Neubaumaßnahmen wurde es ab 1986 das Domizil der Rheinisch-Westfälischen Auslandsgesellschaft. Das Polizeigefängnis wurde bis Ende der 50er Jahre weiter als solches genutzt und diente anschließend bis 1986 als städtische Übernachtungsstätte für Nichtsesshafte.
In den 80er Jahren zunächst vom Abriss bedroht, wurde das Gebäude 1984 der Stadt Dortmund vom Land NRW übereignet, nachdem sich der Rat für die Erhaltung entschieden hatte. 1987 wurde das Stadtarchiv zum Bedarfsträger des Gefängnistraktes bestimmt. Zudem beschloss der Rat der Stadt Dortmund, die bisher im Museum am Westpark gezeigte Ausstellung "Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945" dauerhaft in der Steinwache unterzubringen.
Gedenkstätte Steinwache
Anschrift und Erreichbarkeit44147 Dortmund
Postanschrift: Gedenkstätte Steinwache c/o Stadtarchiv Dortmund, Märkische Straße 14, 44122 Dortmund
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Verwendungszweck: 41/Archiv/Spende Steinwache
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