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Ausgewählte Tierarten

Schabrackentapir

Ein Schabrackentapir läuft über Sand mit seinem Rüssel nach unten gerichtet
Bild: Karl-Rainer Ledvina
Adulte Schabrackentapire sind durch eine schwarz-weiße Zeichnung gekennzeichnet
Bild: Karl-Rainer Ledvina

Primitive Verwandtschaft

Die Familie der Tapire gehört zu den primitivsten Großsäugern der Welt. Seit rund 20 Millionen Jahren haben sie ihre Gestalt kaum verändert. Die vier rezenten Arten unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander. Lediglich der schwarzweiße Schabrackentapir (Tapirus indicus) unterscheidet sich in seiner Körperfärbung deutlich von den anderen drei Arten: Bergtapir (Tapirus pinchaque), Baird's Tapir (Tapirus bairdi) und Flachlandtapir (Tapirus terrestris), der übrigens auch im Zoo Dortmund zu sehen ist.

Aufgrund seiner auffälligen Färbung und der Tatsache, dass der Schabrackentapir als einzige Tapirart außerhalb Südamerikas, nämlich in Südostasien, zu Hause ist, wird dieser Art zuweilen auch der Status einer eigenen Untergattung Acrocodia zuerkannt. Tapiren wird häufig Ähnlichkeit mit Elefanten oder Schweinen zugeschrieben. Tatsächlich jedoch sind Tapire Unpaarhufer und gehören damit in die Verwandtschaft der Pferdearten und der Nashörner. Bei den vorwiegend mohammedanischen Einwohnern Malaysias und Sumatras gilt der Schabrackentapir tatsächlich als "Schwein" und ihm bleibt daher das Schicksal seiner südamerikanischen Artgenossen erspart, die ihres Fleisches wegen gejagt werden.

Biologische Daten

Der Schabrackentapir bewohnt vorwiegend dichten Primärwaid in Gewässernähe in Südostasien. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Süden Myanmars über Thailand, die Malaiische Halbinsel, Laos und die Insel Sumatra. Tapire erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 2,50 Metern mit einem auffallend kurzen Schwanz (maximal 10 cm) und ein Gewicht von 300 kg. Sie haben eine Standhöhe von rund einem Meter. Auffälligstes Merkmal ist die zu einem Rüssel verlängerte Oberlippe. Dieser Rüssel dient dem Auffinden der Nahrung (Wasserpflanzen, frisches Grün), der Orientierung (der Gesichtssinn ist schwach ausgeprägt) und der innerartlichen Kommunikation.

Durch Setzen von Duftmarken ("Spritzen") markieren Tapire ihr Revier und die beiden Geschlechter kommunizieren so über ihre Fortpflanzungsbereitschaft. Tapire kennen jedoch eine ganze Reihe von Lautäußerungen. Am auffälligsten ist ein schrilles Pfeifen, das sich fast wie der Gesang eines Vogels anhört. Üblicherweise leben Schabrackentapire einzeln (solitär), doch treten gelegentlich auch kleinere Trupps auf, die jedoch nur in lockerer Verbindung stehen. Die meisten Tapire haben weiße Ohrspitzen. Obgleich gemutmaßt wird, dass diese eine kommunikative Signalfunktion haben, ist ihre eindeutige Bedeutung nicht bekannt.

Tapire haben am Vorderfuß vier Zehen, wobei der vierte Zeh stark verkleinert ist und weit oben ansetzt. Er dient der Stabilisierung der Auftrittfläche auf weichem Boden, in den die schweren Tiere einsinken. Die Hinterfüße haben nur drei Zehen. Alle Zehen sind behuft. Tapire "gehen" auf den Zehenspitzen. Hinter den Zehen wird die Trittfläche ähnlich wie bei Elefanten durch ein Fußpolster abgestützt, welches den gewichtigen Tieren an Land einen federnden Gang erlaubt. Darüberhinaus sind Tapire gute Schwimmer und können auch Flusspferden gleich am Boden von Gewässern laufen.

Ein Schabrackentapir läuft über Sand
Bild: Nadja Niemann
Tapire sind immer sehr vorsichtig und wittern aufmerksam, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen.
Bild: Nadja Niemann

Fortpflanzung

Tapire pflanzen sich ganzjährig fort. Der eigentlichen Paarung geht ein kleines Ritual voraus, wobei sich die beiden Paarungspartner Kopf an Schwanz umeinander drehen und sich in der Analgegend beschnuppern. Nach einer Tragzeit von 390 bis 395 Tagen kommt das zumeist einzige Jungtier mit einem Geburtsgewicht von sechs bis sieben kg zur Welt. Dieses bleibt rund sechs bis acht Monate bei der Mutter. Die maximale Lebensdauer eines Tapirs liegt bei 30 Jahren.

Anpassung an das Leben am Boden

Tapire sind hervorragend an das Leben im ewigen Dämmerlicht des Urwaldbodens angepasst. Ihr Körperbau mit dem nach vorne verjüngten Habitus eignet sich sehr gut zum Durchbrechen des bodennahen Urwalddickichts. Die Augen liegen zum Schutz vor Dornen und spitzen Zweigen in tiefen Augenhöhlen. Die schwarz-weiße Färbung dient als Tarnfarbe. Im Dämmerlicht am Urwaldboden lassen sich die Umrisse der Tiere so kaum erkennen.

Hauptfeinde des Schabrackentapirs sind Leopard und Tiger (z.B. Sumatra-Tiger, die auch im Zoo Dortmund zu sehen sind). Die Jungtiere tragen zunächst eine Frischlingszeichnung, die sich deutlich von der Färbung der Erwachsenen unterscheidet. Auch diese dient der Tarnung, denn die Jungtiere ducken sich bei Gefahr dicht an den Boden.

Die weißen Punktreihen imitieren perfekt das Licht-Schatten-Spiel am Boden. Diese Frischlingszeichnung ist übrigens nicht ganz unschuldig an der irrtümlichen Zuordnung der Tapire zu den Schweinen. In vielen Tierbüchern ist zu lesen, dass Schabrackentapire nachtaktiv sind. Dies ist so nicht richtig. Richtig ist, dass sie in der Dämmerung aktiv sind - und diese herrscht am Urwaldboden den ganzen Tag über. In Gewässern tauchen Tapire in der Regel fast ganz unter, so dass nur die Ohren und der Rüssel aus dem Wasser schauen.

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Nachstellungen durch den Menschen

Tapire werden fast überall, wo sie vorkommen (mit Ausnahme Malaysias und Sumatras), ihres Fleisches wegen gejagt und gegessen. In Thailand gilt das Fleisch des Schabrackentapirs unter dem Namen "Mu-nam" als Delikatesse. In Malaysia wird den Tapiren trotzdem nachgestellt. Es heißt, sie zerstörten Gummibaum- und Maisplantagen.

Tatsächlich legen Tapire allein durch ihr Körpergewicht beim Durchbrechen von Dickicht Trampelpfade an. Beim Fressen jedoch sind Schabrackentapire sehr sorgfältig. Sie zupfen von ihren Futterpflanzen stets nur einzelne zarte Blättchen mit ihrem zu einem Greifwerkzeug umgestalteten Rüssel ab. So zerstören sie sich nicht selbst ihre Futtervorräte und die Pflanzen können sich immer wieder erholen.

Waldrodungen stellen die größte Gefahr für Tapire dar. Denn werden sie des schützenden Dickichts und Unterwuchses beraubt, fehlt ihnen eine wichtige Lebens- und Überlebensgrundlage. Mit dem Wald verschwinden dann auch die Tapire, ebenso wie andere Großsäuger (OrangUtan, Sumatra-Tiger, Nashörner, Elefanten).

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