Zeitzeichen Dortmund
Gemeinschaft
Ausschnitt aus einer Rede des Dortmunder Oberbürgermeisters Fritz Henßler anlässlich der Eröffnung der neuen Westfalenhalle am 02. Februar 1952

(StadtA Dortmund, Best. 510/01-89; Best. 502) Tonkassette; Foto-Abzüge
Friedrich Wilhelm "Fritz" Henßler kam im Jahr 1910 als politischer Redakteur der "Arbeiter-Zeitung", deren Chefredakteur er 1915 wurde, nach Dortmund. Nach Ende des Krieges brachte er sich in verschiedenen Mandaten und Ämtern in die Politik ein und stieg bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten zu einem der bedeutendsten Sozialdemokraten des Ruhrgebietes auf.
Die Nationalsozialisten ließen Fritz Henßler am 25. April 1936 verhaften. Nach zwölfmonatiger Gefängnishaft in der Steinwache und im Dortmunder Gerichtsgefängnis "Lübecker Hof" wurde Henßler im Juni 1937 ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Mit Hilfe politischer Freunde überlebte er den Todesmarsch der Lagerinsassen im April 1945 und kehrte schließlich nach Dortmund zurück.
Die Erfahrungen dieser Zeit prägten ihn und sein Handeln als Oberbürgermeister Dortmunds ab 1946. Seine oberste Maxime blieb dabei stets die Toleranz und Achtung gegenüber Andersdenkenden und dem politischen Gegner. "Wir wollen nicht die Verstaatlichung des Menschen, sondern die Vermenschlichung des Staates", formulierte Henßler selbst seine Agenda in der Nachkriegszeit.

Der hier vorgestellte Ausschnitt stammt aus einer Rede Henßlers vom 02. Februar 1952 anlässlich der Wiedereröffnung der Westfalenhalle Dortmund. Er stellt hier die neue Westfalenhalle in den Dienst der Gemeinschaft: Sie solle ihren Teil zur Erfüllung der Demokratie beitragen und als Stätte der Zusammenkunft dazu dienen, die Menschen für diese Gemeinschaftsidee zu begeistern. Die Menschen sollten über die Grenzen von Beruf, Stand oder Partei zusammengeführt werden und das Bewusstsein für das Gemeinsame geschärft werden. Henßler formuliert diesen Wunsch am Ende noch einmal selbst: "Das Gemeinsame muss gepflegt werden, weil sonst alles Reden und alles Streben zu einer festen Gemeinschaft sinnlos wäre und aussichtslos bliebe."
Jan Selzner
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