Echte Bergleute zum Reden und Anfassen
Familien erkundeten die Maschinenhalle der Zeche Westhausen
Der Himmel ist grau und es ist für den Sommer eigentlich zu frisch? Dann sollten Sie mit Ihren Kindern ein Museum besuchen, dass versteckt hinter einem Einkaufszentrum an der Bodelschwingher Straße liegt: Die ehemalige Maschinenhalle der Zeche Westhausen. Das Bergbaumuseum wurde Ende der 80er Jahre von Bergleuten restauriert. Seitdem arbeiten sie als Mitglieder des Geschichtskreises Westerfilde/Bodelschwingh dafür, ihr damaliges Leben als "Bergmanns im Revier" präzise zu dokumentieren. Und sie freuen sie sich über Jeden, der Genaueres über die Arbeit seiner Ur-Großväter auf Schacht III wissen möchte.
Gerade auf dem Parkplatz vor dem Malakow-Turm angekommen, informiert Museumsführer Horst Schmidt seine Gäste über die Vergangenheit des Turms: "Dieser Turm steht über Schacht 1, ist 27 Meter hoch und steht unter Denkmalschutz." Dann spricht der Senior von der Gründung der Bohrgesellschaft und dem Teufbeginn im Jahr 1855. "Was bitte ist ein Teufbeginn?", fragt eines der Kinder. "Teufen nennt man die Bohrungen, um an die Kohle zu kommen", antwortet der ehemalige Bergmann, der über 30 Jahre auf der Zeche Westhausen arbeitete. Vorbei geht es am Verwaltungsgebäude zum Maschinenhaus von Schacht III. Horst Schmidt erklärt wiederum im besten Bergmannsdeutsch: "Hier beim Mundloch wurde 1908 begonnen zu teufen, 1911 war bereits bis zur dritten Sohle durchgeteuft." Mundloch, Sohle, durchteufen – Wie bitte? Erneut gefragt, erklärt der Senior bereitwillig, dass eine Sohle der Fußboden eines Hohlraums ist. Bergmanns Urenkel- Deutsch/ Deutsch - Bergmanns Urenkel!
Die Familien betreten die Maschinenhalle und blicken auf eine lastwagengroße Zwillingsdampfmaschine aus dem Jahr 1924. Im hinteren Teil der Halle dominiert das rund acht Meter große Antriebsrad das Bild, vorne stehen die wuchtigen Zylinder und die schwarz lackierten Kompressoren, die an den Bauch einer Dampflok erinnern. Die Funktionsweise der Maschine interessiert die Kinder bei der Führung nicht so sehr. Viel spannender finden sie den Fahrerstand, auf dem bis zum Jahr 1966 Fördermaschinisten saßen. Ihre Aufgabe war es, Bergleute und Materialien unbeschadet den Schacht hinauf- und hinunterzubefördern. "Setzt euch ruhig mal auf den Fahrerstand", ermuntert der ehemalige Maschinenaufsichtshauer Peter Lemke die Kinder. Die Ur-Enkel der Bergleute flitzen. Maximilian und Matthias haben noch nicht alle Knöpfe des Fahrerstandes ausprobiert, da ertönt in unregelmäßigen Abständen ein hoher Klingelton. "Ich habe gerade als Selbstfahrer 4 plus 1 plus 3 gekloppt", sagt Udo Homann, ein weiterer ehrenamtlicher Mitarbeiter des Bergbaumuseums. Er steht an der Signaltafel und versucht den Kindern den Unterschied zwischen einer Förder- und einer Seilfahrt begreiflich zu machen. Jene Kinder, die sich auf die Fachbegriffe einlassen und nachfragen, begreifen.
Es ist für die Ehrenamtlichen des Geschichtsvereins aber auch in Ordnung, wenn die Kinder nicht diese Geduld mitbringen. Schließlich ist die Halle gefüllt mit liebevoll zusammengetragenem Inventar: Von der Decke baumelt Horst Schmidts Arbeitsanzug, an den Wänden hängen Lehrtafeln, Bergmannstrachten, Bilder der heiligen Barbara, Zeitungsausschnitte und Urkunden. Auf den Regalen stehen alte Grubenlampen, Masken, Bergmannshelme, Sauerstoffgeräte und detailgetreue Modelle – zum Beispiel ein Bergwerk von der Machart einer Puppenstube. Die Kinder dürfen die Arbeitsgeräte der Bergleute auch ausprobieren. Catharine greift zum Abbauhammer, Matthias zieht aus der Gezähe-Kiste eine schwere Spitzhacke, Tim hält ein Beil in den Händen.
Bilderstrecke: Ausflugsziel Zeche Westhausen

Nach dem Mittagessen begeben sich die Familien auf eine Rallye. Zwölf kniffelige Fragen rund um das Bergbaumuseum gilt es zu lösen. Wie hoch ist der Moloktow-Turm? Wehalb nahm man früher Vögel mit in den Stollen? Die Kinder suchen die Halle nach Requisiten ab, die des Rätsels Lösung liefern. Bei schwierigeren Aufgaben helfen die ehrenamtlichen Museumsbetreuer gerne weiter.
Auch wenn die Kinder einige Bergmannsbegriffe nicht verstehen, fühlen sie, dass Horst Schmidt seinen Bergmannsberuf geliebt hat, dass da ein Zeitzeuge vor ihnen steht. Der Senior und seine Mitstreiter sind "Bergleute zum Anfassen"; sie überzeugen durch ihre Authentizität. Genau das ist das große Plus des Fördermaschinenhaus-Museums Zeche West.
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